manege 2

automationen: architektonische intelligenz in den 2020-jahren

 

Mit der Pandemie ist es zunächst erstaunlich ruhig geworden um die Verheißungen der »künstlichen Intelligenz«. Doch im Hintergrund laufen Forschung und gross angelegte Förderprogramme und bereiten den Boden für eine umfassende digitale Durchdringung unserer post-pandemischen Lebensrealität. Auch in der Architektur und im Bauwesen lassen sich Anzeichen für eine neue digitale Entwicklungsphase erkennen. Das Interesse am maschinellen Lernen mittels Algorithmen und dessen Potenziale für den Entwurfs- wie Fabrikationsprozess führen zu ersten sichtbaren Ergebnissen und ermöglichen eine vorsichtige Einordnung wie auch Prognose zukünftiger Entwicklungen. Dabei verbinden die raschen Fortschritte im Bereich des maschinellen «Sehens» und «Fühlens» nicht nur die Maschine und die digitale Welt mit der realen Welt, sondern dank Virtual und Augmented Reality auch den Menschen mit ebenjenen Welten.

Das Verhältnis der digitalen zur realen Welt und von Mensch zu Maschine – und damit auch von Autor:in, Technologie, Wissenschaft und Werk – ist einer raschen Dynamik unterworfen. Wir Menschen und Architekt:innen, Bürger:innen und Künstler:innen sind zunehmend mit den neuen Technologien konfrontiert: als Nutzer:in, Gestalter:in, in irgendeiner Form Betroffene:r und potenziell auch als ihr:e Gegner:in. Es sind tiefgreifende Veränderungen, zu denen wir uns positionieren müssen, die unsere Mitsprache einfordern und uns mächtige Werkzeuge in die Hand legen.

Die zweite Ausgabe der manege für architektur widmet sich den Technologien von heute und untersucht, welche Möglichkeiten sich für die Architektur und die gebaute Umwelt erkennen lassen. Das bedingt zum einen die Erklärung und Vermittlung technischer Prozesse, zum anderen ein Bewusstsein für die Aufgaben und Notwendigkeiten unserer Zeit – und die mögen weit über die bloße Handhabung der Technik hinausgehen. So soll die Lektüre der Beiträge eine digitale Mündigkeit in der Architektur unterstützen und als Anregung dienen, die sich rasant entwickelnde Technik sowohl kritisch als auch produktiv für die Gestaltung der Welt einzusetzen.